in der NGZ am 17. Mai 2011, Foto von Michael Reuter

KAARST (stef) Barbara Steuten hat den Short-Story-Sonderpreis 2011 der Stadt Leverkusen gewonnen. Wahrscheinlich, so glaubt die Kaarsterin, weil sie die kürzesten Beitrag einreichte und trotzdem alles berücksichtigte, was eine Kurzgeschichte ausmacht. Auf 19 Zeilen hat sie einen Spannungsbogen aufgebaut und zum Schluss einen anderen Ausgang als erwartet präsentiert. ,.Idylle” heißt die preisgekrönte Geschichte. Doch der
Schein trügt. Eine Frau sieht beim Joggen ein älteres Ehepaar auf einer Bank sitzen.

,,Sie findet die beiden nett und harmonisch. Doch an einem anderen Tag sitzt nur die Frau dort und füttert die Enten, erzählt die Autorin. Auf die Nachfragen der Frau antwortet die ältere Dame nicht. „Erst wenn sie nicht mehr fragt, sagt sie: Ich habe ihn vergiftet. Ratte ist Ratte.” In einer Lesung — mit weiteren Autoren der Gruppe Kleeblatt — im Kunstcafé EinBlick wird sie die Geschichte vorstellen.

Claus Faika vom Kulturbüro der Stadt Leverkusen erklärte in seiner Laudatio:
,,In den wenigen Sätzen der Geschichte finden sich die Merkmale der gelungenen Kurzgeschichte wunderbar auf das Notwendige reduziert. Wunderbar, da trotz der Kürze die Charaktere lebendig werden und ein Geschehen vor dem geistigen Auge erscheint. Nach dem grandiosen Ende sind wir urn eine Erfahrung reicher.”

In ihrer Schulzeit hat Barbara Steuten Gedichte geschrieben. ,,Meine Deutschlehrerin bestätigte mich darin”, sagt die 42-Jahrige. Ein neuer Motivationsschub kam vor zwei Jahren, als sie im Rahmen einer Firmvorbereitung gefragt wurde, was ihr Traumberuf sei.

Das bewegte sie, sich in der VHS für einen Kurs im Kurzgeschichten schreiben anzumelden. Es folgten weitere Teilnahmen an Schreibwerkstätten. Dort entstand unter der Aufgabenstellung ,,Nebeneinandersitzen” auch „Idylle”.

Eine besondere Inspiration sucht sich die Autorin nicht. Häufig sind es Alltäglichkeiten, die für sie bei genauerer Betrachtung absurd sind. ,,Ich finde es aber auch spannend, sich etwas ganz Neues auszudenken”, sagt Steuten. So schreibt sie derzeit eine Kurzgeschichte, die im Mittelalter spielt. Dann möchte sie einen Jugendroman verwirklichen. Auch der Krimi reizt sie.

Barbara Steuten genießt es, für ihre Geschichten die Phantasie laufen zu lassen und dabei in eine andere Welt abzutauchen. ,,Schreiben ist für mich wie die Wolke sieben. Ich kann mir Dinge erlauben, die ich in der Realität nicht dürfte”, sagt sie. Trotzdem geht die Hausfrau und dreifache Mutter mit Disziplin an ihre Arbeit. ,,Ich schreibe mittwochs bis freitags von 9 bis 13 Uhr, wenn die Kinder aus dem Haus sind”, sagt sie. Montags macht sie etwas für ihre Fitness, dienstags wird geputzt. ,,Ich brauche schon den gewissen Druck. Ansonsten würde ich immer etwas anderes finden, was ich in der Zeit machen könnte.”